Germanistyka

Wykłady gościnne prof. dr. hab. Heinza Vatera

 

13.05.2013, godz. 15.00, sala 210

Sprachentgleisungen und Sprachspiele

Abstract
Versprecher sind "Zungenentgleisungen" ("slips of the tongue") wie z.B. Tränengras statt Tränengas. Sprachentgleisungen (sprachliche Fehlleistungen") umfassen außerdem Verschreiber, Verhörer, Verleser, das tip-of-the-tongue-Phänomen (TOT-Phänomen), Malapropismen und "Übelsetzungen". MERINGER / MAYER haben schon 1895 Versprecher klassifiziert und deren Regelhaftigkeit betont; FROMKIN (1971) nennt das "the non-anomalous nature of anomalous utterances": Aus sprachlichen Fehlleistungen kann man auf die normale Sprachproduktion schließen. Menschen können aber auch Wortschatz und Grammatik ihrer Sprache bewusst verändern, um damit verblüffende und komische Wirkungen zu erzielen. Man nennt das "Wortspiele" (engl. "puns"), doch sind Wortspiele wie brunch als Kontamination aus breakfast und lunch oder Teuro als Verballhornung von Euro nur ein Teilaspekt von Sprachspielen allgemein, denn kann auch mit ganzen Sätzen spielen, wie in Das Design bestimmt das Bewusstsein, eine Verballhornung von Marx' Aussage Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Ich stellte fest, dass Sprachentgleisungen und Sprachspiele die gleichen Strategien verwenden (Metathesen, Kontaminationen etc.). Es gibt sogar Grenzfälle, wo man nicht entscheiden kann, ob es sich um eine Entgleisung oder ein Sprachspiel handelt, so bei der Schreibung Tolleranz.

 


14.05.2013, godz. 10.00, sala 206

Kasuswandel im gegenwärtigen Deutschen

Abstract
Sprachen verändern sich ständig. SICK (2004) hat in seinem mittlerweile berühmten Buch Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod beschrieben, dass im gegenwärtigen Deutschen der Genitiv oft durch den Dativ ersetzt wird. Meine eigenen Untersuchungen (VATER 2006, 2007) ergaben, dass das nur die halbe Wahrheit - oder ein Viertel der Wahrheit - darstellt, da nicht nur der Genitiv dem Dativ weicht, sondern zunehmend auch Dativ durch Genitiv ersetzt wird. Dazu werden Dativ und Akkusativ vermischt und für alle drei obliquen Kasus tritt oft der Nominativ ein. Das betrifft vorwiegend den Kasusgebrauch in Appositionen, aber auch zunehmend in der Verb- und Präpositionsrektion, wo man neuerdings etwas findet wie Er begab sich in einem anderen Raum, obwohl in als Richtungsangabe traditionell den Akkusativ fordert. Mittlerweile stellte ich mit Überraschung fest, dass Kasuswechsel auch in koordinierten NPs zu finden ist, wo z.B. von den Leichen von Generalbundesanwalt Buback und seines Fahrers (statt: seinem Fahrer) die Rede ist. Die zunehmende Unsicherheit deutscher Sprecher im Kasusgebrauch lässt vermuten, dass sich das Kasussystem des Deutschen in Veränderung, möglicherweise im Verfall befindet und dass es langsam genau so verkümmert, wie das in den anderen germanischen Sprachen bereits geschehen ist.